Die Kategorie Text zeichnet geschriebene oder gesungene Teile eines einzelnen Tracks oder Albums aus (u. a. Writing, Lyrik).

Illustration: Eine laufende Person
Werk
Apsilon – Lauf weg

Im Song „Lauf weg“ verdichtet der Rapper Apsilon in wenigen Zeilen eine persönliche Erfahrung zu einem strukturellen Problem: „Lauf weg, lauf weg, lauf weg, lauf weg / Blaumann haut dir die Farbe der Haut weg, ah / Auch fremd, wenn du hier aufwächst“, heißt es im Refrain des von Farhot produzierten Tracks über Racial Profiling und Polizeigewalt. „Lauf weg“ beschreibt das Klima der Angst, in dem sich von Rassismus betroffene Menschen auch in Deutschland stets bewegen. Rap ist für sie häufig ein Sprachrohr, um Kritik am System zu üben. Apsilon gelingt dies auf lyrisch besonders hohem Niveau.

Format
Track
Nominierter
Apsilon
Illustration: Eine lächelnde Person
Werk
Shirin David – Lächel doch mal

In „Lächel doch mal“ machen Shirin David und Co-Autor / Rapper Laas den Mann zum Objekt übergriffigen Verhaltens und dessen Verharmlosung: „Meine Hand ist an dei’m Arsch (Yah) / Ist doch witzig, hahaha / Ich nehm‘ Ablehnung gar nicht wahr / Hat er nein gesagt? Tja, auch ,Nein’ bedeutet manchmal ,Ja’ (Upsi)“. Dieser Rollentausch legt die Absurdität patriarchaler Strukturen offen und schafft Verständnis für die Erfahrungen weiblich gelesener Personen. Mit Humor und Haltung hat Shirin David eine im Deutschrap einzigartige Stimme gefunden. „Lächel doch mal“ besitzt eine Strahlkraft weit über die Szene hinaus.

Format
Track
Nominierte
Shirin David, Laas
Illustration: Eine Hand hält Schlüssel zwischen den Fingern
Werk
CÉLINE, Paula Hartmann – 3 Sekunden

Wie fasst man eine Erfahrung in Worte, die ebenso alltäglich wie nicht hinnehmbar ist? „Schiefe Blicke, laute Wörter / Für sie sind wir nur noch Körper“, singt CÉLINE in den ersten beiden Zeilen von „3 Sekunden“ und definiert damit die Systematik hinter der Belästigung, der weiblich gelesene Personen regelmäßig ausgesetzt sind. „Airpods rein, aber Airpods aus / Immer Standort, Pfefferspray, Herz klopft laut“ – mit wenigen Worten skizziert Paula Hartmann, was das auf dem Nachhauseweg bedeutet. „3 Sekunden“ verzichtet auf Metaphern, um schonungslos die Realität einzufangen. Ungeschönt und erschütternd.

Format
Track
Nominierte
CÉLINE, Paula Hartmann, Team
Illustration: Eine Person hängt kopfüber
Werk
Tristan Brusch – Am Wahn

Tristan Brusch ist ein deutschsprachiger Chansonnier und das allein ist schon ungewöhnlich genug. Seine Texte sind es umso mehr. Auf dem Album Am Wahn leuchtet er gemeinsam mit Co-Autor Tim Tautorat die Unschärfen in zwischenmenschlichen Beziehungen aus, breitet in nur wenigen Zeilen allumfassenden Weltekel aus und schlüpft in die Rolle eines von Erinnerungen an den Baggersee träumenden Krebserkrankten oder sieht Menschen beim Kaffeetrinken in Berlin-Kreuzberg zu. Brusch nutzt Worte wie Pinselstriche und erzählt facettenreiche Geschichten. Am Wahn macht das Banale zum Besonderen und umgekehrt.

Format
Album
Nominierte
Tristan Brusch, Tim Tautorat
Illustration: Eine Person taucht aus dem Wasser auf
Werk
LUNA – Verlierer

Ihren Durchbruch feierte Alina Striedl alias LUNA mit dem Song „Verlierer“ und nannte auch ihre erste EP so. Auf der Single „Blau“ hingegen heißt es: „Mama nie wieder nenn ich mich Verlierer / Am Ende des Tages kann ich dir sagen, dass ich geliebt hab'.“ Das Stück über das Coming-out der Sängerin ist ebenso selbstbewusst, wie ihr Debüt von Selbstzweifeln geprägt ist. Indem sie ihr Inneres nach außen kehrt, macht Striedl ihre Verletzlichkeit zur radikalen Stärke. Sie nimmt ihr Publikum mit auf eine Reise durchs Innere des Ichs, das im Verlauf des Albums zu einem Wir wird.

Format
Album
Nominierte
LUNA, Team